Himmelfahrt des Herdgottes
Einer Legende nach ist der Herdgott früher ein Sterblicher gewesen, der eine treue Frau verstoßen hatte. Als er arm und blind, unwissend wo er sich befand, bei ihr um Essen bettelte, erhielt er reichlich, erzählte seine Lebensgeschichte, wurde wieder sehend und sprang vor Scham in den Herd, der zu seinem Unglück angeheizt war. Die treue Frau trauerte um ihn, brachte ihm am Herd Opfer dar und so wurde aus ihm im Lauf der Zeit der Herdgott.
Der Herdgott (Zaowangye) ist einer der ältesten Schutzgötter der chinesischen Gehöfte. Seine Bedeutung für die Hausbewohner stieg ständig, bis er sich zum Ende der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) zum Chef aller anderen häuslichen Schutzgeister emporgeschwungen hatte. Seine Überwachung der Haushalte machte nicht vor dem des Kaisers halt. Im Palast der Irdischen Ruhe der Verbotenen Stadt stand sein Altar und der Große Kaiser Qian Long pflegte am 23. Tag des 12. Mondmonats wie alle anderen Familienväter persönliche mit Handtrommel und Gesang den Herdgott in den Himmel zu geleiten. Vielleicht hatte er, der Himmelssohn, weniger die Berichterstattung des Herdgottes beim Jadekaiser zu fürchten.
In den Haushalten der einfachen Leute versucht man gelegentlich, ungünstigen Erzählungen des Herdgottes über das Betragen der Familie im abgelaufenen Jahr dadurch vorzubeugen, indem man ihm vor seiner Himmelfahrt süßes Mus oder Honig auf seine Lippen streicht, auf dass seine Worte beim himmlischen Jadekaiser süß ausfallen mögen.
Auch in den reich gewordenen bäuerlichen Haushalten hat sich der Herdgott seinen Platz sichern können. Da für die Chinesen das Ledigsein stets ein unnatürlicher Zustand gewesen ist, gesellt man dem Herdgott auf dem Bild, das über die Feuerstelle geklebt wird – fast immer ein Holzschnitt – eine Frau hinzu. Dazu kommt noch ein Gefolge anderer Götter und Schutzgeister, welches Glück, Reichtum, langes Leben und Abwehr von Gefahren bewirken soll.
Vor dem Neujahr wird geschlachtet, das opulente Neujahrsmahl vorbereitet und das ganze Haus gefegt, weil übriggebliebender Staub im neuen Jahre Unheil bringt. Bevor der Herdgott eine Woche vor Neujahr durch Verbrennen seines Bildes in den Himmel geschickt wird, werden ihm Opfer dargebracht. So wie der Nikolaus bei uns ist der Herdgott eine pädagogische Figur und wie bei uns da und dort die Kinder des Pferdes des Nikolos gedenken und ihm Heu ins Fenster legen, bemühen sich die chinesischen Kinder, das Pferd, mit dem der Gott in den Himmel reitet, zu versorgen. Gras und Wasser stehen bereit und manchmal werden auch Bohnen aufs Dach geworfen, deren Herabkollern den Hufschlag des Pferdes bei der Himmelfahrt nachahmen soll. Am letzten Tag des Jahres kommt der Herdgott zurück, sein neues Bild wird aufgeklebt und er wird durch ein Opfer willkommen geheißen.
64 Exponate gefunden
Alles anzeigen…